Das SWBB Enzkraftwerk

Grüner Strom aus Wasserkraft

Wer in Bietigheim wohnt, hat es sicherlich schon einmal bei einem Spaziergang entlang der Enz im Bürgergarten gesehen: Das Enzkraftwerk (EKW) gehört schon seit über 70 Jahren zum Bietigheimer Stadtbild. Es gibt noch drei weitere Laufwasserkraftwerke in Bietigheim. Alle 4 Wasserkraftwerke nutzen das Wasser und die Fließgeschwindigkeit der Enz, um Ökostrom zu erzeugen. Wehre sind für die Regelung des Wasserstandes erforderlich.

Umweltverträglich Ökostrom erzeugen

Beim Betrieb des EKWs stellt der Betreiber SWBB sicher, dass der Eingriff in die Enz nach ökologischen Gesichtspunkten möglichst umweltschonend erfolgt und die Flusslandschaft eine attraktive Freizeitoase bleibt. Selbstverständlich wird dabei das sensible Ökosystem berücksichtigt. Müll und Unrat, die durch die Enz schwimmen, werden zum großen Teil von der Rechenanlage herausgeholt und anschließend in Containern als Sondermüll entsorgt. 

So ist das Enzkraftwerk entstanden

1896 errichtete Friedrich Konz, der damalige Besitzer der Stadtmühle (Oelmühle), ein Wasserkraftwerk zur Erzeugung von Strom. Der damalige Standort lag etwas unterhalb der heutigen Enzbrücke.

1941 wurde das Kraftwerk von der Stadt erworben und damit gingen sämtliche Rechte und Pflichten zur Versorgung der Stadt mit Strom an die Stadt.
Am 17. April 1945 fiel das alte Kraftwerk dem Beschuss zum Opfer.

Im Sommer 1945 wurde zügig begonnen das zerstörte Enzviadukt wieder aufzubauen und gleichzeitig wurden umfangreiche Enzbettkorrekturen vorgenommen, die hauptsächlich dem Hochwasserschutz dienten.
Von 1947 an begann im Zusammenhang mit dem Aufbau des Enzviadukts und den Flussbettkorrekturen der Aufbau des Enzkraftwerkes auf dem heutigen Standort nahe der Enzbrücke.

Die Errichtung des neuen Enzkraftwerkes erfolgte nach den Plänen des Stuttgarter Ingenieurs Walter Kimmich, der Mannheimer Baufirma Vatter. Er ist auch der Erbauer der neuen Enzbrücke.
Das neue Kraftwerk wurde 1949 in Betrieb genommen und lieferte von Anfang an Drehstrom und erbrachte eine jährliche Strommenge von ca. 3 Mio. kWh. 

Zur Inbetriebnahme der neue Enzbrücke gehörte auch flussaufwärts eine Schützenwehranlage. Dadurch war eine Erhöhung des Enzpegels möglich, gleichzeitig wurde eine erhöhte Hochwassersicherheit gewährleistet.
Die gesamte Anlage läuft bis auf Wartungs- und Reinigungsarbeiten vollautomatisch und ist mittels SPS Steuerungstechnik auf den zentralen Leitrechner der Stadtwerke geschaltet. Bei schwerwiegenden Störungen laufen die Alarmierungen selbstständig zum Bereitschaftsdienst. Es werden an den Werktagen Kontrollgänge durchgeführt und Verschleißmaterial, wie Öl, Fett usw. nachgefüllt.

Lage und Leistung des EKWs

Die Enz entspringt in Enzklösterle, im nördlichen Schwarzwald. Von dort aus durchströmt sie zwei große Naturräume sowie zahlreiche Land- und Stadtkreise. Mit 105 Kilometer Länge ist sie der längste linke Nebenfluss des Neckars, in welchen sie nordöstlich von Besigheim bei Walheim mündet. 
Das Enzkraftwerk befindet sich ungefähr 80 km flussabwärts in Bietigheim-Bissingen, nahe der Altstadt an der Enzbrücke Richtung Kronenplatz. 
Das Wasserwerk erzeugt bei entsprechender Wassermenge im Jahr ca. 3 Mio. kWh. Damit ist eine autarke Versorgung des Altstadtbereiches möglich. Die Wasser-Fallhöhe liegt bei ca. 3,20 m. Das Wasserdargebot könnte max. 14 m² / Sekunde erreichen. Der Wasserspiegel liegt bei 182 m. ü. d. Meereshöhe.

Wie viele Wasserkraftwerke gibt es in Bietigheim-Bissingen?

Flussabwärts befinden sich weitere drei Kraftwerke, die von dem Wasser der Enz gespeist werden. Das erste Wasserkraftwerk an der Enz ist die Sägmühle und liegt in privater Hand. 
Das Wasserkraftwerk an der Rommelmühle wird betrieben von einem Ingenieurbüro.
Weiter flussabwärts schließt sich das EKW im Bürgergarten an, welches von den SWBB betrieben wird. Den Abschluss in Bietigheim bildet ein weiteres privat betriebenes Wasserkraftwerk in der Kammgarnspinnerei.

Funktionsweise eines Laufwasserkraftwerks

Es gibt verschiedene Arten von Wasserkraftwerken, sie funktionieren aber alle nach demselben Prinzip: Wasser, das (aufgrund der Schwerkraft) in Bewegung ist, trifft auf Turbinenschaufeln und treibt diese an. Die Turbinen treiben wiederum Generatoren an, in denen die Bewegungsenergie in elektrische Energie umgewandelt wird. Zur Leistung eines Wasserkraftwerks tragen der Turbinendurchfluss und die Fallhöhe bei.
Um die natürlichen Gegebenheiten an Flüssen und Seen optimal zu nutzen, sind die Kraftwerke auf ihren jeweiligen Standort zugeschnitten. 
Die Wasserkraftwerke an der Enz sind Laufwasserkraftwerke, die in jedem Augenblick die zufließende Wassermenge zur Stromerzeugung nutzen.
Vom Oberwasser fließt das Wasser durch eine Rechenanlage, die Treibgut und Fische abhält. Im Kraftwerk treibt es die Turbine an, und der Generator erzeugt aus der Bewegungsenergie Strom. Nach der Turbine fließt das Wasser durch einen Saugschlauch ins Unterwasser.

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Der Herz des Kraftwerks: Die Turbinen

Herzstück jedes Wasserkraftwerks ist die Turbine. Turbinen haben die Aufgabe, die Bewegungsenergie des Wassers in Drehbewegungen umzuwandeln. Welcher Turbinentyp in welchem Kraftwerk zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. von der Fallhöhe des Wassers und der Wassermenge. Die drei gängigsten Turbinentypen sind Kaplan-, Francis- und Pelton-Turbine.

Kaplan-Turbine

An Gewässern mit niedriger Fallhöhe sind Kaplan-Turbinen vorteilhaft. Bei ihnen lassen sich sowohl die Schaufeln des Laufrades als auch die Leitschaufeln verstellen und an variierende Fallhöhen und Durchflüsse anpassen. Hierdurch bleibt der Wirkungsgrad trotzdem über ein weites Band von Durchflüssen und Fallhöhen hoch. Dies Laufräder sehen aus wie ein Schiffspropeller. Das EKW wird mit dieser Turbine betrieben.

Francis-Turbine

Bei der Francis-Turbine wird das Wasser durch verstellbare Leitschaufeln auf die gegenläufig gekrümmten Schaufeln des Laufrades (innen) gelenkt. Das Wasser tritt durch ein spiralförmiges Rohr in die Turbine ein und läuft durch den Leitapparat.
Dank seiner verstellbaren Leitschaufeln können die Wassermenge und damit die Leistung geregelt werden. Francis-Turbinen sind ideal für Standorte mit verhältnismäßig gleichbleibender mittlerer Fallhöhe.

Pelton-Turbine

Bei der Pelton-Turbine trifft das Wasser aus einer oder mehreren Düsen auf die becherförmigen Schaufeln des Laufrads.
Diese Turbinenart wird vor allem in Wasserkraftwerken mit sehr großen Fallhöhen bei vergleichsweisen geringen Wassermengen eingesetzt. Ihr Einsatz ist typisch in Speicherwasserkraftwerken im Hochgebirge.

 

Wasserkraft in Zahlen

In Deutschland gibt es rund 7.300 Wasserkraftwerke mit einer gesamten installierten Leistung von ca. 5.600 Megawatt (MW). 94 % der Anlagen erbringen eine installierte Leistung von unter 1 MW und gelten dementsprechend als Kleinwasserkraftanlagen. Diese tragen allerdings anteilig nur etwa 14 % zur Stromproduktion bei. Den Großteil erbringen die restlichen Anlagen mit mehr als 1 MW Leistung. Am gesamtdeutschen Brutto-Stromverbrauch hatte die Wasserkraft im 1. bis 3.Q 2022 einen Anteil von 3 %.

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